Was der Megatrend Konnektivität mit PR zu tun hat
Connectivity ist ein Begriff, der uns in der Welt der Technik, des Internet of Things und der ITK-Netzwerke häufig begegnet. Doch Konnektivität ist heute mehr: Ein Megatrend, wie ihn das Zukunftsinstitut nicht nur als technisches, sondern als ein soziales und kulturelles Prinzip beschreibt, das „die Art und Weise verändert, wie Menschen, Medien und Gruppen interagieren“. Als Berater in einer Technologie-PR-Agentur hört man da natürlich genauer hin, denn hier treffen zwei wesentliche Aspekte unseres Daily Business aufeinander: Technik und Kommunikation in der digitalen Welt. Grund genug für den Blick des PR-Praktikers auf Konnektivität, wie sie im ursprünglichen Wortsinn gemeint ist: Auf die Verbindungsfähigkeit. Denn die brauchen wir als Kommunikatoren schließlich täglich.
Perfect Match: Kernaufgabe Verbindungen schaffen
Wenn man unsere Agenturräume bei Harvard in München betritt, kommt man an einem Bild mit einem großen Streichholz vorbei. „We match“ steht dort drauf. Die doppeldeutige Botschaft hat mir schon immer gut gefallen, denn sie impliziert das Wesentliche von guter Kommunikationsarbeit: Zündende Ideen und Geschichten zu kreieren und zu teilen sowie Verbindungen zu schaffen. Nun würde allerdings wohl keine Agentur weit und breit von toller Konnektivität als ihrem USP sprechen. Das klingt eher nach Glasfasernetz als nach kommunikativer Kompetenz. Und doch veranschaulicht das Bild der Verbindungen ganz gut das Wesen von Kommunikationsarbeit: Unsere aufbereiteten Themen füllen die Verbindungsleitungen – den Content-Strom – zwischen den Andockpunkten – den Menschen, Multiplikatoren oder Endkonsumenten.
Was nach ganz normalem Netzwerken klingt, ist heute doch etwas komplexer. Die zunehmende digitale Konnektivität – wie Menschen, Zielgruppen, Stakeholder miteinander in Verbindung stehen – ähnelt oft mehr einem undurchdringlichen Wollknäuel, als einem direkten Draht zwischen Sender und Empfänger. Hyperpersonalisierte Kommunikation ist der eine Trend, die Fragmentierung und Individualisierung der Medienwelt ein anderer.
Wenn auch KI- und Automatisierungstools bei einer derartig diversifizierten Kommunikation hilfreich sein können und für mehr Effizienz sorgen, liegt zugleich in der Kernaufgabe der Verbindungsfähigkeit die Chance für den Menschen: Empathie, Intuition und Erfahrung schaffen Konnektivität und machen Kommunikatoren zu vertrauenswürdigen Partnern für Kunden und Medien. Nur so kann man relevante und zugleich emotionale Botschaften vermitteln, Aufmerksamkeit erzeugen und damit das Knäuel besser entwirren.
KOLs & Co: Vernetzung bei zunehmend individualisierten Kommunikationskanälen
Zum Thema soziale Konnektivität in der PR passt auch ein weiterer Aspekt, den kürzlich unter anderem unsere PR-Freunde von Delphy London beleuchtet haben: Sowohl in der institutionellen Verlagswelt bekannter Medienmarken als auch bei unabhängigen Blogs und Podcasts verstärkt sich die Bedeutung von Einzelpersonen, von Autoren, Influencern und Key Opinion Leadern, kurz KOL. Ob prominent oder nur in der Nische branchenbekannt, ob Journalist oder Branchenexperte – die Einzelperson wird zunehmend zu Medienmarke. Deren mediale Präsenz ist häufig plattformübergreifend über soziale Kanäle, klassische Medien oder Redaktionsblogs viel größer und breiter. Solche individuellen Multiplikatoren wirken authentisch, nahbar und engagiert.
Früher lag die Zeitung des Vertrauens auf dem Schreibtisch, heute ist der Multiplikator des Vertrauens auf vielen Kanälen anzutreffen. Die Omnipräsentesten schaffen es sogar als Dauergast in den TV-Talk und in große Podcast-Formate.
Mehr Präsenz gewinnen die KOLs, die im Vergleich zu klassischen Influencern nicht nur Fans haben, sondern aufgrund ihres Fachwissens und der damit verbundenen höheren Glaubwürdigkeit mehr als nur Kaufentscheidungen beeinflussen können. Auch wenn KOLs weniger Follower und weniger Reichweite als große Medienmarken und Influencer haben, sie werden als Experten, Speaker, Talkgäste, Podcaster oder Buchautoren respektiert und wahrgenommen. Für PR-Schaffende bedeutet dies, dass sich das mediale Spielfeld durch neue Akteure vergrößert, zu denen man einen Draht aufbauen kann. Trotz des Drucks –auf die traditionelle Verlagswelt, der Verkleinerung von Redaktionen oder der Einstellung einzelner Medientitel ergeben sich somit erweiterte Potenziale.
Fazit: Konnektivität ist mehr als Networking
Es bleibt damit hochaktuell: Ob Public Relations, Media Relations oder Influencer Relations – es geht immer um Beziehungsmanagement, mit dem Ziel, Menschen durch relevante Themen zu vernetzen und vertrauensvolle Verbindungen aufzubauen, Interesse zu wecken und somit den „Aufmerksamkeitsstrom“ in beide Richtungen fließen zu lassen. So wird Konnektivität erzeugt. Im Dialog statt durch die Einbahnstraßen-Kommunikation. Und so bleibt auch in Zeiten der Automatisierung und unzähliger Kanäle der wohl wichtigste persönliche „PR-Skill“ die Fähigkeit, mediale Strukturen zu kennen und vernetzungsfähig zu sein, um Menschen – nicht anonyme Institutionen – zu erreichen.